Fettnapf´s Suppenküche 

Irgendwann letztens hat mal wieder einer gesagt: „Unser Schiff wird sinken !!!!“ 

So ein Blödsinn, denke ich mir. Wir sind nur nicht in der Lage die Veränderungen der Zeit zu akzeptieren.
Schwund ist nun mal eine natürliche Sache, wenn der Alltagswagen langsam aber sicher als „historisch Wertvoll“ bezeichnet wird. Viele können und wollen sich diesen Luxus einfach nicht leisten.
Aber untergehen ? Nein.

Wir werden weniger, keine Frage. Aber es bleiben die, die es wirklich ernst meinen. Und auch die, die sich mit anderen zusammentun um etwas auf die Beine zu stellen. Und die, die nicht aufgeben, in der weiten Welt noch Gleichgesinnte zu suchen.

So wie unser Quereinsteiger vom Nachbarort im fortgeschrittenerem Alter ( die Bezifferung dieses Alters überlasse ich Euch ). Seine Jugendliebe ist schon lange seine Angetraute. 
Sein pubertierender Sohn zeigt sich in der Öffentlichkeit lieber ohne ihn, damit Papa nicht wieder vor dem gesamten Freundeskreis mutmaßt, dass Playstation II kein Kinohit wird, weil der erste Teil immer der Bessere ist.
Und von der Modelleisenbahn im Keller will auch keiner mehr was wissen. 

Langweiliges, ödes Leben ohne Höhepunkte. Das war mal anders.
Die Eroberung seiner Angebeteten, die Einrichtung der gemeinsame Wohnung bis hin zum Planen der Hochzeitsfeier mit den besch..., ähh, sagen wir mal konservativen Ideen der Eltern und Schwiegereltern war lustig, streitbar und erholsam zugleich. Aufregend eben.
Und Juniors fester Wille im Aufzug des Krankenhauses zum ersten mal das Neonlicht der Welt zu erblicken sorgte nicht gerade für einen normalen Ablauf der Dinge. Den verzweifelten Gesichtsausdruck des Zivi`s, der die Krankenliege durch den rauen Verkehrsalltag des Krankenhauses steuerte wird der Stationsarzt in seinem Leben so schnell nicht vergessen. Er war übrigens Stationsarzt in der Unfallchirurgie. Danke mein lieber Zivi, aber es war ja auch Dein erster Tag hier....
Dann die Zeit, in der der Sprössling der Stolz der ganzen Familie war. Von überall her kamen Tanten, Onkel, Cousin und Cousinen, Großtanten und zig andere Menschen, von denen man gar nicht wusste, dass sie überhaupt existieren. Nur die Freunde, speziell die, die keine Kinder hatten, wurden weniger.

Irgendwann war er sogar froh, das sich keiner mehr meldete. Endlich mal Ruhe.
Aus der Ruhe wurde aber komischerweise Langeweile.
So machte sich langsam ein Vakuum in Ihm bemerkbar, das auch das ständige wiederholen des „Super Perforator Songs“ auf seinem neuen DVD Player nicht auszufüllen vermochte. 

Ob es seiner Liebsten auch so ging? Er wußte es nicht, traute sich aber auch nicht sie zu fragen. Angst vor der Wahrheit ?? Dabei haben die beiden doch immer über alles diskutiert, geredet und gestritten. Und jetzt ist teilnahmsloses nebeneinander herleben angesagt. Das war nicht so, als sie noch seine Jugendliebe war.

Jugendliebe ???? JUGENDLIEBE !!!!! Das ist es. 

Er sprang auf, ließ die Puder Rosa Ranch abbrennen und dachte sich:
In dieses Vakuum passt hervorragend seine alte Jugendliebe, die er früher jeden Tag auf dem Weg zur Lehre beim Händler an der Ecke traf. Sie hatte tolle Formen, war ein Leichtgewicht und gut durchtrainiert. Und erst dieses göttliche Nepal Orange.
O.K. d i e s e Jugendliebe hat im laufe der Zeit bestimmt ein paar Rostbeulen und Lagerspiel bekommen. Aber egal, da kann man ja was dran machen.
Nach einigem mühevollen Suchen fand er mit unserer Hilfe das Objekt seiner Begierde und überzeugte den Besitzer davon, dass das gute Stück bei ihm ein schönes Zuhause haben wird.
Er überzeugte seine Frau und sogar seinen Sohn von dem neuen Familienmitglied.
Sie planten alle zusammen die gemeinsame Garage, machten etliche schmierenschwarze Nächte durch (der Sohn natürlich nicht, der muss nachts schlafen!!!)  stritten über die Erhaltung der Originalität, schraubten, schweißten, und spachtelten sich mehrere Wölfe. Als der Motor das erste mal nach langer Zeit wieder lief, wussten auch Mama und Papa was Ihr Sohn mit "fetter Sound"  meinte.
Na Junior, is doch n krasses Teil, wa ?

Auch eine schöne Möglichkeit in die Szene zu kommen. Andere enden auf dem Sofa, denke ich mir gerade. 

Und dann geht Titanic mit ohrenbetäubendem Dolby Digital Sound in den Fluten des Atlantiks unter, und ich hoffe, dass ich das alles nicht nur geträumt habe... 

In diesem Sinne, bis zum nächsten mal
Euer Fettnapf 

Januar 2002

zur Übersicht